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Archiv verlassen und diese Seite im Standarddesign anzeigen : ein etwas anderes Weihnachtsgedicht....



bernhard 1967
10.12.2008, 10:14
Habe ich gefunden:

Jedes Jahr zur Weihnachtszeit
ist unser Papa rappelbreit
und weil´s viel Spaß macht, sind wir´s auch,
das ist schon lang Familienbrauch.
Und zwischendurch, als frommer Mann
tritt Paps mit uns den Kirchgang an.

Die anderen im Gotteshaus
sehn auch nicht gerade nüchtern aus...
Der arme Pfarrer schaut dem zu
der Anblick lässt ihm keine Ruh -
er sucht voll Gram im Messwein Trost
und sagt statt "Amen!" nur noch "Prost!"
Die Gläubigen nehm´n´s ohne Groll
an einem Tag so friedevoll,
weil´s erbaut und tief beseelt
wie er die Weihnachtspredigt hält:

"Vom Himmel hoch, der Engelschor
brüllt stinkevoll wie nie zuvor
In jenem Stall zu Betlehem
säuft Josef, ohne sich zu schäm´n
nach alt bekanntem Umgangston
auf seinen neu gebornen Sohn.
Die Kumpels aus dem Morgenland
die haben ihm den Schnaps gebrannt
und plästern was die Leber hält,
die Bibel hatt´s falsch dargestellt

Der Weihnachtsmann im Tannenwald
hat sich auch ein´n reingeknallt
und schläft den Rausch im Irrenhaus
in einer Gummizelle aus!"

Schnell tönt zum Schluss der Kirchenchor -
der Gottesmann hat noch was vor.
Die Schäflein werden schnell geweckt,
Kollekte hurtig eingesteckt
und die reicht heute unbestritten
aus, sich richtig zuzuschütten!

Die Sippe schwankt nach Haus zurück
und widmet sich privatem Glück
Der Leser dieses Stücks versteht
worin denn dieses Glück besteht...[glucki, glucki]),
doch erst Geschenke ausgepackt
bevor man ganz zusammen sackt -
und alle lachen froh und frei -
´s ist Gott sei dank der Nachschub bei!

Ja, wenn erstrahlt der Weihnachtsbaum
und Mama kriecht auf Knien im Raum
der Junior - wer will´s ihm verübeln
Champagner säuft aus vollen Kübeln -
und Oma, die zum Frommsein mahnte
restlos, bis zur Oberkante
zugeknallt und abgefüllt
lauthals versaute Lieder brüllt
und nichts im Fass verkommen lässt -
dann haben wir ein WEIHNACHTSFEST!

rimoristi
10.12.2008, 11:07
na ja, ........ vielleicht finden das einige lustig, mich stimmt es eher traurig!

bernhard 1967
10.12.2008, 11:30
Mahlzeit

Habe eh nicht geschrieben, dass dies lustig ist...

FlorianNoe
10.12.2008, 12:09
Ich find es auch eher lustig, jeder kann seine Adventzeit verbringen, wie er möchte, es ist in der hektischen Zeit leider nichts von "Ruhe und Besinnung" zu spüren, jeder hat Weihnachtsfeiern auf die er gehen muß usw .... und diverse Jahresabschlußfeiern, Sparvereinsauszahlungen, also spiegelt dieses Gedicht eigentlich einen Teil der Gesellschaft wieder, den keiner sehen und haben will, der aber trotzdem allgegenwärtig ist!

stefferl
10.12.2008, 21:21
Adventgedicht von Loriot

Advent

Es blaut die Nacht, die Sternlein blinken
Schneeflöcklein leis' herniedersinken.
Auf Edeltännleins grünem Wipfel
häuft sich ein kleiner, weißer Zipfel.

Und dort, vom Fenster her, durchbricht
den dunklen Tann ein warmes Licht.
Im Forsthaus kniet bei Kerzenschimmer
die Försterin im Herrenzimmer.
In dieser wunderschönen Nacht
hat sie den Förster umgebracht.
Er war ihr bei des Heimes Pflege
seit langer Zeit schon sehr im Wege.
Drum kam sie mit sich überein:
Am Niklasabend muß es sein.

Und als das Rehlein ging zur Ruh'
das Häslein tat die Augen zu,
erlegte sie - direkt von vorn -
den Gatten über Kimm' und Korn.
Vom Knall geweckt rümpft nur der Hase
zwei, drei, viermal die Schnuppernase
und ruhet weiter süß im Dunkeln
derweil die Sterne traulich funkeln.

Und in der guten Stube drinnen,
da läuft des Försters Blut von hinnen.
Nun muß die Försterin sich eilen,
den Gatten sauber zu zerteilen.
Schnell hat sie ihn bis auf die Knochen
nach Waidmannssitte aufgebrochen.
Voll Sorgfalt legt sie Glied auf Glied,
was der Gemahl bisher vermied,
behält ein Teil Filet zurück
als festtägliches Bratenstück
und packt darauf - es geht auf vier -
die Reste in Geschenkpapier.

Da tönt's von fern wie Silberschellen,
im Dorfe hört man Hunde bellen.
Wer ist's, der in so später Nacht
im Schnee noch seine Runden macht?
Knecht Ruprecht kommt mit goldnem Schlitten
auf einem Hirsch herangeritten.
"He, gute Frau, habt Ihr noch Sachen,
die armen Menschen Freude machen?"

Des Försters Haus ist tief verschneit,
doch seine Frau ist schon bereit:
"Die sechs Pakete, heilger Mann,
's ist alles, was ich geben kann."
Die Silberschellen klingen leise,
Knecht Ruprecht macht sich auf die Reise.
Im Försterhaus die Kerze brennt,
ein Sternlein blinkt - es ist Advent!